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SAM focus 1_21_v01MRZ

SAM FOCUS 01 | 2021

Heimat verlassen – Zuhause gefunden Vom Loslassen und Vertrauen S. 11

Der lange Weg Ein Flüchtling im Interview S. 18

Fremde in der Heimat Wie aus Spott Liebe wurde S. 4

HEIMAT

EDITORIAL

INHALT 02 Editorial

Luisa Vonarburg Redaktionsverantwortung Focus

Luisa Vonarburg

Wie wichtig eine Heimat ist, ist uns allen wohl durch die Corona-Krise sehr deutlich bewusst geworden. Von über- all sind Schweizerinnen und Schweizer zurückgeholt wor- den – in der Schweiz selber hielt uns der Lockdown im vertrauten Heim. Doch was, wenn das Zuhause nicht so vertraut und heimelig ist? Oder gar nicht existiert? Mit dieser Focus-Ausgabe möchten wir dich, liebe Leserin und lieber Leser, auf eine Reise mitnehmen. Auf eine Reise durch die verschiedenen Dimensionen, was Heimat alles sein kann und wo wir sie überall finden können. Fremde in der Heimat Ob als Mitarbeitende im Ausland oder als Einheimische, die Aussage «Fremde in der Heimat» trifft auf beide zu: Die Einheimischen haben Fremde in ihrer Heimat und die Mitarbeitenden fühlen sich fremd in ihrer neuen Wahl- heimat. Was aber, wenn man als Kind in der Wahlheimat seiner Eltern aufwächst und das die einzige Heimat ist, die man kennt? Was macht das Gefühl von Heimat aus? Ein neuer Anstrich Als neue Redaktions-Verantwortliche beginnt nicht nur für mich, sondern auch für den Focus ein neues Kapi- tel. Der Focus präsentiert sich in seinem neuen Erschei- nungsbild, aber mit gewohntem Tiefgang. Vertrautes los- zulassen kann verunsichern, aber das Neue bringt auch eine reizvolle Seite mit sich. Und da sind wir wieder beim Thema Heimat: Bei jedem Umzug lässt man etwas Ver- trautes zurück, um Neuem Platz zu machen und die neue Wohnung wieder frisch einzurichten. Es ist uns eine gros- se Freude, dass du nun den neu gestalteten Focus in den Händen hältst. Wir wünschen uns, dass das neue De- sign dich anspricht und viele inspirierende Geschich- ten und Berichte dein Herz berühren. Geniesse also die nächsten Minuten und lass dich von unseren Autorinnen und Autoren in ihre Dimension der Heimat mitnehmen.

03 Ganz persönlich Robert Steiner

04 Fremde in der Heimat Somaly B.

05 Definitionssache Helen M.

06 Im Heim daheim Chanty K.

07 Herz oder Hut? Mark Greenwood

08 Homebase

Beatrice Ritzmann & Jürg Pfister

11 Heimat verlassen – Zuhause gefunden Naemi S.

Luisa Vonarburg, Kommunikation

PS: Wo fühlst du dich zu Hause? Was denkst du über das neue Design des Focus? Wir freuen uns, von dir zu hören! [email protected]

12 Rezept-Idee Gitte D.

02

GANZ PERSÖNLICH

13 «üses Dihei» Kinder berichten

Sein Geschenk an dich

14 Zurückgekehrt

Ob nah, ob fern, hier oder dort, Wo auch immer du grad bist Oder sein willst, welcher Ort Dir Heimat oder Fremde ist. Ob dein Gestern war wie heute Und dein Morgen ebenso, Ob die Zeit dich manchmal reute, Die du warst betrübt, nicht froh.

Familien Keller & Leuenberger

16 Auf der Flucht

Rahel Strahm mit Mirjam

Und selbst wenn’s der Sprachen viele gibt, Die dir sind kaum vertraut, Sitten, Bräuche, Lebensstile Rätselhaft sind, teils verstaubt. Kannst doch reden, weinen, lachen, Hundert Mal am Tag und mehr! Kannst den Nächsten glücklich machen, Sei ihn lieben auch mal schwer. Unter dir liegt feste Erde, Oben spannt das Himmelszelt. Raum und Zeit sind Gottes Werke, Schöpfer ist er dieser Welt. Gottes Hand, sie halte deine, Dass du seist voll Zuversicht. Kraft und Stärke, nie alleine, Heimat – sein Geschenk an dich.

17 Gibt es Heimat überhaupt? Susanne Gisler

18 Der lange Weg P.H.

19 #be sent

Jobs bei SAM global

22 Finanzpuls

Peter Röthlisberger

Robert Steiner Ehem. Kurzzeiter, Guinea und Kambodscha

Zum Titelbild dieser Ausgabe: Samuel T. arbeitet seit Juni 2019 im Projekt Pro- VIDA in Brasilien.

Aus Sicherheitsgründen verzichten wir bei unseren Mitarbeitenden im Ausland auf den Nachnamen.

03

FREMDE IN DER HEIMAT

Persönliche Begegnung Als ich zu einer christlichen Familie zog, waren die Art und Weise, wie sie sich verhielten sowie ihre Einstellungen und Verhaltensweisen völlig entgegengesetzt zu dem, was ich vor- her gedacht und von den Leuten gehört hatte. Diese Familie half anderenMenschen und lehrte uns, Eltern und Nachbarn von ganzem Herzen zu lieben, zu ehren und zu respektieren.

Somaly ist Kambodschanerin und mit der dortigen Religion aufgewachsen. Schon als Kind kam sie durch interkulturelle Mitarbeitende mit dem Christentum in Berührung. Diese «Fremden» waren jedoch nicht be- liebt und ihre Religion wurde verspottet. Eine Begeg- nung hat das bei Somaly grundlegend verändert. Sie erzählt, was sich in ihrem Leben getan hat und wie es dazu gekommen ist:

Vor allem waren sie nicht vom Glauben abgefallen, wie ich zuvor angenom- men hatte. Sie bevorzug- ten die Wahrheit und be- trogen nicht einfach sich selbst, das realisierte ich mehr und mehr. Leben verändert Ich freue mich und bin froh, dass ich diese Erfah- rung mit Christen machen konnte und Jesus Christus

«Früher mochte ich das Christentum nicht, weil ge- sagt wurde, dass, wer an Jesus glaube, seine Eltern nicht respektieren oder eh- ren dürfe. Selbst wenn die Eltern sterben, dürfe der Christ weder weinen noch den Toten die letzte Ehre erweisen. Christen wür- den behaupten, dass andere Götter gescheiterte Götter seien, die einen überhaupt

Somaly mit Nica, Molyna, Rudolf und dem Sohn einer Freundin.

als meinen Erlöser erkennen und annehmen durfte. Während ich noch schlecht über die Christen dachte, hat Jesus durch seine Nachfolger/innen meine Sicht verändert. Mein Leben gehört jetzt ihm und ich spreche oft mit anderen über mei- nen Gott. Es reicht nicht, nur die gute Botschaft zu hören, wir müssen sie kennen und uns immer wieder vor Augen füh- ren. Denn wir sind Nachfolger von Jesus – wir sollen nicht nur das Evangelium verkünden, sondern wir müssen es auch für andere sichtbar machen, wie man mit Gott leben kann.»

nicht retten könnten – nur Jesus Christus könne das wirk- lich. Im Dorf wurde schlecht über die Christen gesprochen, was mich veranlasste zu denken, sie seien keine guten Men- schen. Deshalb wollte ich sie nicht kennen lernen oder mit ihnen reden. Ich lebte mit meinen Grosseltern in einem Dorf, in dem es eine christliche Familie gab. Aber niemand mochte sie oder arbeitete mit ihnen. Alle Dorfbewohner verspotteten und diskriminierten sie, weil sie an den Gott der Ausländer und nicht an unsere Götter und Ahnen glaubten und diese anbe- teten. Ich wollte sie weder anschauen noch mit ihnen spre- chen, obwohl ich direkt an ihrem Haus vorbeiging.

Somaly B. Gesamtleitung Lighthouse Kambodscha

04

DEFINITIONSSACHE D efinitionssache sich, zur Ehre der Familie beizutragen und ist stolz darauf. Ohne Familie zu sein ist das Schlimmste, was passieren kann.

en oder Heimataufenthalte verbringe, umso öfter habe ich wieder das Gefühl, dass in der Schweiz meine Heimat ist. Eine Heimat unabhängig der Landesgrenzen Bei den Nomaden, unter denen ich hier in der Oase lebe, bedeutet Heimat wohl für die meisten das Eingebundensein in die Grossfamilie/ Sippe. Man bemüht

Was Heimat für mich ist, und wann ich empfinde, «daheim» zu sein, das ist gar nicht so einfach zu sa- gen. Die Faktoren, welche mir die- ses Gefühl vermitteln, sind sehr vielfältig. Ich fühle mich zuhause, wenn ich mich verstanden und zu- gehörig fühle durch gute Bezie- hungen, oder in bestimmten Situ- ationen, bei speziellen Gerüchen, Geräuschen, weiter Landschaft und Natur – jedenfalls immer, und oft unbewusst, kombiniert mit schönen Erinnerungen. Gelebt habe ich schon an vielen Orten – doch wo ist meine Heimat? In der Schweiz, in Kamerun oder im Tschad? Das hängt bei mir sehr stark von mei- nen Beziehungen ab. Je intensiver und enger diese sind, umso stärker ist das Heimatgefühl. So kann es vorkommen, dass sich in Afrika Heimweh nach der Schweiz und in der Schweiz Heimweh nach Kamerun einstellt. Nach vielen Jahren im Einsatz bin ich froh, dass ich nicht allzu sehr unter Heimweh leide. Durch die Digitalisierung ist es einfa- cher geworden, über die Distanz hin- weg den Kontakt zu behalten. Sie hat aber auch negative Seiten: So fördert bei mir WhatsApp das Heimweh, da man öfters den Eindruck hat, etwas zu ver- passen. Vor Jahren, als ich nur alle drei Jahre einen Heimataufenthalt in der Schweiz machte, konnte ich mir nicht vorstellen, nach der Pensionierung in der Schweiz zu leben. Das hat sich in der Zwischenzeit geändert. Manchmal frage ich mich, ob ich be- quemer geworden bin. Jedenfalls scheint mir das Leben in der Schweiz um ein Vielfaches einfacher und leich- ter. Je nach Ort kann es in Afrika müh- sam und sehr belastend sein, beispiels- weise aufgrund des Klimas. Und hier in der Oase ist nichts selbstverständlich, so wie ich es aus der Schweiz kenne. Je mehr Zeit ich in der Schweiz für Feri-

Bei ihnen gehört auch das freiheitliche Leben in der Natur und der Umgang mit den Tieren dazu – auch wenn es sehr hart ist. Dort fühlen sie sich wohl. Für sie gibt es keine Landesgrenzen – das Wohl der Tiere bestimmt ihr Le- ben . In der modernen Umgebung einer Stadt sind sie oft verloren und über- fordert. Viele hatten keine Gelegen- heit, eine Schule zu besuchen, und sie können daher weder lesen noch schrei- ben. Dazu kommt, dass sie durch ihre Unwissenheit oft betrogen werden. Bei sesshaften Volksgruppen kann die Verbundenheit mit der Erde die Heimat sein. Dies kommt beispielsweise bei den Kotokos in Nordkamerun sehr stark zumAusdruck. Ein Kotoko vergisst nie, woher er kommt. Wenn man sich bei einem Dorfchef über die Einwohner- zahl erkundigt, zählt er auch diejeni- gen dazu, die an einem anderen Ort wohnen, aber im Dorf ihre Ursprungs- familie haben. Viele Menschen in Afrika, die wegen der Arbeit in einer anderen Region le- ben, bauen ein Haus am Ort, wo sie aufgewachsen sind, um sich nach der Pensionierung dorthin zurückziehen zu können. Bis es soweit ist, wohnen An- gehörige darin. Viele erreichen aber das Pensionsalter gar nicht. Oder sie haben sich schliesslich so ans städtische Leben gewöhnt, dass sie nur noch besuchswei- se ins Dorf gehen.

Helen M. Hebamme und Gesundheitsprävention Tschad

Bilder 1 und 3: Die Nomaden (Araber) Bild 2: Die sesshaften Kotokos

05

H eim

IM HEIM DAHEIM

holten, weigerte ich mich, mitzu- gehen, da ich zu ängstlich war. An meiner Stelle ging dann mei- ne Cousine Somaly mit. Bald dar- auf rannte meine kleine Schwester weg und zog zum Grossvater. So blieb ich alleine mit meinen drei Halbgeschwistern zurück. Als ich älter wurde, lebte ich in ständiger Angst, immer darauf wartend, dass mein Stiefvater mich misshandelte. Er hat mich fast jeden Tag geschla- gen, gepeitscht und an den Haaren gerissen. Manchmal war die psy- chische Last so schwer, dass ich kaum zur Schule gehen konnte – ich wünschte, nicht geboren wor- den zu sein. Ich habe mich nicht ge- traut, es jemandem zu erzählen, weil ich Angst vor meinem Stiefvater hat- te. Wenn meine Familie an eine Hoch- zeit oder sonst wohin ging, musste ich daheim bleiben und das Haus hüten. Manchmal konnte ich nicht zur Schu- le gehen, da ich arbeiten musste, um Geld für meine Familie und meine Ge- schwister zu verdienen. Wie eine eigene Tochter Im Jahr 2009 wurde meine Cousine Somaly Köchin bei Lighthouse Bat-

Was wäre wohl ohne die Liebe und Fürsorge meiner Cousine So- maly aus mir geworden? Dank ihr konnte ich meine schwierige Kind- heit zurücklassen und bei Light- house Battambang Zuflucht und ein neues Zuhause finden. Bevor ich zu Lighthouse Battambang kam, lebte ich bei meiner Mutter. Ich war das fünfte Kind und die erste Toch- ter der Familie. Mein Vater starb, als ich zwei Jahre alt war. Drei Jahre spä- ter heiratete meine Mutter erneut und bekam drei weitere Kinder. Ich habe also fünf Brüder, eine leibliche Schwes- ter und drei Stiefschwestern. Für die Be- treuung der drei kleinen Mädchen war ich zuständig. Manchmal reisten mei- ne Mutter und mein Stiefvater zum Ar- beiten nach Thailand und liessen meine Geschwister und mich während dieser Zeit bei unseren Grosseltern. Schläge, Angst und Schweigen Eines Tages wurden drei meiner Brü- der und ich von einemKinderheim aus- gewählt, um dort zu wohnen und zur Schule zu gehen. Doch als sie uns ab-

Chanthy mit Lighthouse Pursat-SchülerInnen.

tambang. Sie lernte den Direktor Lu- kas Bernhardt kennen, verliebte sich in ihn und sie heiraten 2010. Noch im selben Jahr entschieden Somaly und Lukas, sich um mich und meine Situ- ation zu kümmern. Ich kam zu Light- house Battambang und zog später mit ihnen in ihr eigenes Haus. Seither bin ich ein Teil ihrer Familie und sie küm- mern sich um mich wie um eine eige- ne Tochter. Bei ihnen hörte ich von Gott dem Schöpfer und lernte vieles aus der Bibel. Durch das Zeugnis der Liebe meiner «neuen» Eltern beschloss ich, an Jesus Christus zu glauben. Ich konnte nach der 12. Klasse meinen Abschluss machen, arbeite mittlerwei- le für Lighthouse Pursat und verdiene mein eigenes Geld. Ohne Somaly und Lukas und ohne Gott wäre das nicht möglich gewesen – ich bin sehr glück- lich und dankbar!

Chanthy K. Co-Leitung Lighthouse Pursat Kambodscha

Von links nach rechts: Chanthorn (23), Chanthy (25) , Devy (21)

06

HERZ ODER HUT?

und geistlichemWachstum» (2. Mose 6,4-9; Römer 1,5); und: «diese Erde ist nicht unser Zuhause.» (Hebräer 11,13). Wie bei der Redewendung und dem Lied sind diese zwei Kon- zepte schwierig miteinander in Einklang zu bringen. Beide jedoch spiegeln die Erfahrungen von einem Einsatz im Aus- land wider. Im ersten Konzept geht es darum, welche Rolle das Heim in Bezug auf die Übertragung von Gottes Wort und dessenWer- te über Generationen hinweg spielt. Wenn Zuhause Gottes Wort gelehrt wird, werden die Anliegen Gottes zu Anliegen des Herzens. Diese Übertragung von Gottes Wort kann im eigenen Zuhause, bei der Familie, oder in den Häusern von Nachbarn geschehen – wo durch das gemeinsame Essen und teilen geistlicher Nahrung ein Band der Liebe geknüpft wird (Apostelgeschichte 2,46).

Im Englischen gibt es die Redewendung: «Home is where your heart is.» (Zuhause ist, wo dein Herz ist.) Gleichzeitig heisst es in einem bekannten Lied: «Wo immer ich meinen Hut hinlege, dort ist mein Zuhause.» – zwei sehr verschie- dene Konzepte, was Heimat ist. Was nun? Die Redewendung spricht von Zufriedenheit oder Heimweh, abhängig davon, ob man nah oder fern von geliebten Men- schen und Orten ist. Das Lied spricht davon, sich den Um- ständen, in welchen man sich befindet, anzupassen und sich Zuhause zu fühlen, egal wo man ist. Herz oder Hut?

Für Migranten und Menschen in Einsätzen im Ausland herrscht eine ständige Spannung zwischen dem, «wo das Herz ist» und wo «der Hut liegt». Seine Identität und Herkunft will man nicht leugnen, noch weni- ger diejenigen, die sich in dich in- vestiert haben und lieben. Um aber ein erfülltes Leben am Einsatzort le- ben zu können, muss man sich in die

Das zweite biblische Konzept im- pliziert, dass wir, wenn wir die gute Nachricht weitergeben, auf ein an- deres Zuhause hinweisen – mit einer Sehnsucht nach einem Ort, den wir noch nie gesehen haben. Den Ort, wo Gott bereits Räume für uns vor-

Das Herz und der Hut deuten auf das Zuhause.

bereitet hat (Johannes 14,1-3). Doch um Gottes lebendiges Wort erfolgreich weiterzugeben, können wir nicht jene «lang- weiligen» Leute sein, die immer nur davon reden, dass ein anderer Ort (der Himmel) so viel besser ist, als das «Hier». Auch wenn diese irdische Bleibe nur vorübergehend ist, muss sie unser Zuhause sein. Wir wollen Zeit, Engagement und Liebe in die Kultur und die Menschen um uns herum inves- tieren. Wenn wir das tun, leuchten wir wie Lichter vor an- deren, und sie werden unseren Vater im Himmel ebenfalls verherrlichen (Matthäus 5,16). Während das Rätsel, wo wir zu Hause sind, für Migranten und interkulturelle Mitarbeitende im Ausland unbestreitbar schwierig zu beantworten ist, weisen diese beiden biblischen Vorstellungen von «Heim/at» darauf hin, dass alle Christen Botschafter von Gott sind. Auch diejenigen, die nie ihr Zu- hause verlassen haben. Mark

Leute vor Ort investieren und die Kultur lieben lernen. Die vorübergehende Bleibe muss zum neuen Zuhause werden.

Jemand, der konstant den Ort vermisst, woher er kommt und ihn als etwas «Besseres» betrachtet, ist nicht sehr interessant als Gegenüber. Diese Person frisst sich selbst innerlich auf, bis es ihr gelingt, die Augen für die Schönheit der neuen Umge- bung und die Menschen zu öffnen. Für viele ist die Lösung, den Ort, wo man ist, mit allemwas dazugehört, anzunehmen und das Beste daraus zu machen und gleichzeitig die Kom- munikation mit den Liebsten in anderen Gegenden aufrecht- zuerhalten. Das Herz und der Hut deuten auf das Zuhause. Heimat aus Sicht des Wort Gottes Zwei Konzepte von Heimat werden im Wort Gottes als fol- gende Beschrieben: «Heimat ist der Kontext von Anbetung

Mark und Suzana Greenwood arbeiteten von 1993 bis 2014 mit der BMS World Mission in Brasilien. Marc ist Pfarrer und Suzana Krankenschwester, sie haben einen Sohn (23) und eine Tochter (21). Während ihrer Zeit in Fortale- za, Ceará, und später in Rio de Janeiro waren sie in den Bereichen Gemein-

degründung, Entwicklung christlicher Gemeinden und Ausbildung von brasilianischen interkulturellen Mitarbeiten- den tätig. Seit ihrem Umzug nach Grossbritannien im Jahr 2015 arbeitet Mark im Hauptsitz der BMS und ist auch für das Ehepaar Cowie zuständig, welches mit SAM global in Guinea arbeitet.

07

HOME Base

HOMEBASE und herausfordernde Erlebnisse verarbeitet werden.

Homebase 1 drückt das aus, was wir für unsere Aus- landmitarbeitende sein möchten: eine sichere Basis, ein Ort, an welchen die Auslandmitarbeitenden im- mer wieder zurückkommen können. – So wie wir bei Gott einen sicheren Hafen finden, jederzeit mit all un- seren Anliegen zu ihm kommen dürfen und Teil der grossen Familie Gottes sind. Bei uns erhalten Auslandmitarbeitende nicht nur prakti- sche Unterstützung, sondern die Homebase bedeutet für sie auch ein Stück Heimat. Wenn die Auslandmitarbeitenden im

Homebase als administrative Basis Die Basis sind wir insofern, weil wir ein Dreh- und Angel- punkt für vieles sind. Wir in der Schweizer Basis kümmern uns um die verschiedensten (administrativen) Fragen und Anliegen. So können wir den Mitarbeitenden den Rücken für ihre eigentlichen Aufgaben im Einsatzland freihalten. Be- reits während des Bewerbungsprozesses lernen sie das Home- base-Team kennen und wissen bei einer Anstellung, an wel- che Person sie sich mit welchem Anliegen wenden können.

Sie sollen sich beispielswei- se darauf verlassen kön- nen, dass beimmonatlichen Lohn die entsprechenden Sozialversicherungskos- ten automatisch und kor- rekt abgerechnet werden. Zusätzlich ist die Verbu- chung der Spenden auf das richtige Konto wichtig. Ob- wohl wir viele administra-

Heimataufenthalt sind und in die Homebase kommen, lässt sie die herzliche Be- grüssung am Eingang oder das interessierte Nachfra- gen beim Pausenkaffee spü- ren, dass wir uns sehr über ihre Besuche freuen! Für uns ist es jeweils interes- sant, wenn sie uns im Wo- chentreff 2 persönlich von

tive Dinge als Homebase erledigen, bleiben für neue Mitar- beitende in der Vorbereitung für einen Einsatz immer noch sehr viele Aufgaben, welche sie selber zu erledigen haben. Dort unterstützen wir mit Beratung, Checklisten und Merk- blättern und versuchen ihnen die Vorbereitungen für ihren Einsatz so zu erleichtern. Ob nun jemand kurz vor der Ausreise steht, bereits im Ein- satz ist, sich in einem Heimataufenthalt befindet oder defini- tiv zurückgekehrt ist, wir als Homebase möchten ein Ort sein, wo sie innerhalb der SAM global-Familie «Heimat» erleben. ¹ Heimatbasis, Standort Winterthur ² Wöchentliche Sitzung mit allen anwesenden Mitarbeitenden zum Gebet und Austausch

ihrem Erlebten berichten und uns Updates von Situationen geben, für welche wir teils über längere Zeit gebetet haben. Solche Begegnungen stärken die Verbindung zwischen den Einsatzleistenden und uns in der Heimat. Es ist eine Verbin- dung, welche sonst mehrheitlich auf schriftlichem oder tele- fonischem Weg gepflegt wird. Verständnisvolle Begegnungen Eine Heimat zu sein bedeutet aber auch, dass wir ein Ort sein möchten, an welchem die Auslandmitarbeitenden Ver- ständnis für erlebte Situationen und den daraus resultieren- den Gefühlen erfahren. Viele von uns in der Homebase haben Ähnliches erlebt und können die Emotionen und Reaktionen sehr gut verstehen und ein offenes und verständnisvolles Ohr bieten. In Debriefings können auch schwierige, schmerzhafte

Beatrice Ritzmann Personalleiterin

08

Homebase-Mitarbeitende am SAMfest 2020. Es fehlen: David Keller, Hanni Hartmann und Madeleine Deriaz.

Zusätzlich sind wir überzeugt, dass es eine enorme Kraft hat, wenn man ent- deckt, was es bedeutet, ein Kind Got- tes zu sein. Dies beinhaltet eine Pers- pektive auf eine Heimat im Himmel, die Hoffnung schenkt und nicht genom- men werden kann. A wie Ausbildung Wir investieren in die Aus- und Wei- terbildung unserer Mitarbeitenden und möchten gerne noch mehr ma- chen, nicht nur geistlich, sondern auch fachlich. Uns ist qualitativ gute Arbeit wichtig. Unsere Projektleitenden wer- den beispielsweise trainiert, die Projek- te gut durchzudenken, zu überlegen, welche Aktivitäten es braucht, um die gewünschten Resultate zu erarbeiten und eine Wirkung zu erzielen, die nach- haltig ist. S wie Support Beim Projekt-Cycle-Management, dem Evaluieren und dem Lösen von Prob- lemen, leisten die Länderverantwortli- chen in der Schweiz den Projektleiten- den im Ausland motiviert und so gut wie irgend möglich Unterstützung. Auch für die Sozialversicherungen, Krankenkasse, Finanzen, Fundraising und Kommunikation sehen wir uns als Homebase als Stabstelle, die den nöti-

gen Support für die Einsatzleistenden bringt und ihnen den Rücken freihält. E wie Ermutigung Der grösste Kampf im Einsatzgebiet ist der Kampf gegen die Entmutigung. Das Klima raubt Kraft und die Armut und die damit verbundenen Leiden der Be- völkerung vor Ort fordern auf vielen Ebenen heraus. Enttäuschungen mit Mitarbeitenden, Rückschläge in der Ar- beit, Unterbrüche durch Streiks, Pande- mien und politische Unruhen müssen verarbeitet werden. Getrennt sein von Familie und Freunden ist auch nicht einfach. Wir als Homebase sind gefor- dert, unsere Mitarbeitenden zu ermu- tigen, damit sie mit Glaube, Perspekti- ve und Hoffnung arbeiten und so auch eine entsprechende Auswirkung haben. Mein Wunsch als Leiter von SAM glo- bal ist es, ermutigte und zufriedene Mit- arbeitende zu haben – und da wollen wir als Homebase mit Gottes Hilfe ei- nen wichtigen Beitrag leisten!

Beatrice Ritzmann hat in ihrem Artikel über die Homebase den Schwerpunkt auf das HOME ge- legt. In diesem Beitrag liegt das Augenmerk auf der BASE . Diese vier Buchstaben können stehen für: B wie BeSENT BeSENT – sei gesendet – im Auftrag seiner Majestät! Wir sind alle beauf- tragt und bevollmächtigt von Gott sel- ber. Dies unseren Mitarbeitenden im- mer wieder bewusst zu machen ist eine unserer Aufgaben. In unserem Zweckartikel steht: Der Verein leistet personelle Entwicklungs- zusammenarbeit und materielle Unter- stützung in den Bereichen Grund- und Berufsbildung, Gesundheit, Theologie und Verbesserung der Lebensgrundla- gen. Er (der Verein) tut dies aus der Motivation, die gute Nachricht von Je- sus Christus ganzheitlich zu vermitteln. Was wir leisten, tun wir mit dem Wunsch, dass viele Menschenleben durch die Erfahrung der Liebe Gottes und einer Ausbildung vor Ort verän- dert werden. Wir wünschen uns, dass sie das Land, in dem sie wohnen, als le- benswert erkennen und nicht mehr ihre Heimat verlassen wollen. Letzteres ist leider momentan zum Beispiel bei fast allen Jugendlichen Guineas der Fall.

Jürg Pfister Leiter SAM global

09

HEIMAT VERLASSEN – ZUHAUSE GEFUNDEN

wir uns nie wieder sehen würden. Doch es kam eben anders. So war für mich die Ausreise im Januar 2016 nicht nur ein «Heimat verlassen» und Vertrautes loslassen, sondern auch ein Zurückkommen an einen bekannten Ort. Ich kam in ein teilweise bekanntes Team, kannte die Stadt und die Umge- bung ein wenig und konnte noch zwei, drei Sätze in der lo- kalen Sprache sprechen. Immer wieder begegneten mir be- kannte Gesichter. Dies erleichterte mir den Einstieg und ich fühlte mich schnell wohl mit Land, Leuten und Kultur. Eine weitreichende Entscheidung Bevor die zwei Jahre zu Ende waren, musste ich mich entschei- den, ob ich nun länger bleiben oder zurück in die Schweiz kehren würde. Das Team wurde immer mehr zu einer Fami- lie, die Arbeit im Kindergarten gefiel mir sehr und begann sich erst so richtig zu entwickeln. Ich liebte meine Nachbars- kinder und konnte einige Freundschaften zu Frauen aus dem Quartier knüpfen. So fiel mir die Entscheidung, nochmals zwei Jahre zu bleiben, nicht sehr schwer. Inzwischen lebe ich bereits seit fünf Jahren in Guinea. Trotz allen Herausforderungen und Tiefpunkten glaube ich immer noch, dass das imMoment mein Platz ist. Ich habe zwar mei- ne Heimat, die Schweiz, verlassen, aber Guinea ist auch zu (m)einem Zuhause geworden. Und wenn ich manchmal ge- fragt werde, ob ich für immer bleibe, dann kommt mir je- weils die guineische Antwort ganz gelegen: «C’est Dieu qui connait (Das weiss nur Gott).»

Naemi lebt seit fünf Jahren in Guinea. Die gelernte Kindergärtnerin hat für ihren Einsatz im Ausland viel losgelassen und ihr Herz für Neues geöffnet. Als ich im Jahr 2012 im ActionVIVRE Nord, Guinea, einen Kurzzeiteinsatz machte, stellte ich mir immer wieder die Fra- ge, ob ich mir vorstellen könnte, für längere Zeit in einem Drittweltland zu leben und zu arbeiten. In so einem Mo- ment las ich die Stelle in 1. Mose 12,1, in der Gott Abraham beruft, in ein anderes Land zu gehen. In meinem Bibellese- Kommentar stand dazu: «Abraham brach auf und verliess die Geborgenheit seiner Familie und seines festen Wohnsit- zes. Er hatte Gottes Ruf gehört und folgte ihm.» Das war für mich so klar Gottes Reden, dass ich mich vier Jahre spä- ter wieder aufmachte. Alles hat seinen Preis Doch so einfach, wie sich dies anhört, war das nicht. Ich hatte mich gut in der Schweiz eingelebt. Ich wohnte in einer WG, in der ich mich wohl fühlte und hatte eine Stelle als Kinder- gärtnerin, welche ich sehr liebte. Zudem besuchte ich einen Hauskreis, in dem ich viel lernen konnte und gute Gemein- schaft herrschte. Ich genoss es, Zeit mit meinen Freundinnen zu verbringen. Es kostete einige Tränen, die Stelle zu kün- digen, die WG aufzulösen und meine Familie und Freunde loszulassen. Aber ich wusste, dass es die richtige Entschei- dung war. Ich fing also an, mich auf einen längeren Einsatz vorzuberei- ten. Ich wollte erstmal für zwei Jahre ausreisen, konnte mir aber vorstellen, länger zu bleiben. Was ich damals während meinem Kurzeinsatz nicht gedacht hätte, ist, dass ich wieder mit SAM global nach Guinea ausreisen und sogar wieder ins gleiche Projekt gehen würde. Ich erinnere mich noch, wie ich mich 2012 bei meinem ersten Einsatz von meinen Englisch- Schülern verabschiedete und diese scherzten: «Also dann, bis in zwei Jahren.» Dabei gingen wir alle davon aus, dass

Naemi S. Kindergarten ActionVIVRE Nord Guinea

11

REZEPT-IDEE

SAUCE D’ARACHIDE ein Rezept von Gitte D., ProTIM 2-2-2 Conakry, Guinea

Das Hauptnahrungsmittel in Guinea ist Reis. Dazu gibt es verschiedene Alltagssaucen: Süsskartoffel- oder Ma- niokblättersauce, Suppen mit Fleisch, Fisch, Huhn oder Fischbällchen – und Erdnusssauce (Sauce d’arachide). Mein Mann und ich ziehen die anderen Saucen vor, aber Marc, unser Sohn, liebt die Erdnusssauce. Da sie von al- len am leichtesten in Europa nachzukochen ist, möchte ich das Rezept hier weitergeben. Kochen ist keine besondere Stärke von mir und meine Be- geisterung dafür hält sich in Grenzen. Daher bin ich sehr dankbar, dass wir eine Haushaltshilfe haben, die uns mit leckeren guineischen Gerichten versorgt. Zu Beginn kochte sie auf unserem Gasherd, aber mittlerweile kocht sie wie- der so, wie es in Guinea üblich ist: draussen auf Kohle. So haben wir weniger Essensgerüche im Haus und güns- tiger ist es auch! Während der Regenzeit steht die Koch- stelle unter dem Vordach der Terrasse. Wenn ich selber den Kochlöffel schwinge, dann gibt es eher Nudeln oder Auflauf, denn mittlerweile kann man sich den Käse hier sogar hin und wieder leisten. Und ab und zu braucht man ja schliesslich auch mal ein Essen aus der Heimat. ;-)

Zubereitung 1. Das Fleisch würfeln und in Öl anbraten, Zwie- beln hacken und kurz mitdünsten. 2. Das Tomatenmark und die klein geschnittenen Tomaten dazugeben. 3. Kohl, geschälte Kartoffeln nicht zu klein schnei- den und mit den Auberginen in den Topf ge- ben. 4. Das alles mit Gemüsebouillon, Salz und Pfef- fer würzen und dann Wasser auffüllen, bis al- les knapp bedeckt ist. 5. Die Chilischoten als Ganzes hinzufügen und dann alles leicht kochen lassen. Wenn alles gar ist (nach ca. 20 Minuten), die Erd- nusspaste hinzugeben, um die Sauce zu binden. Gegessen wird die Sauce d’arachide natürlich mit Reis. Guten Appetit!

Zutaten für 4 Personen 500g Rindfleisch Öl zum Anbraten 2 Zwiebeln 2EL Tomatenmark 2 Tomaten 1/2 Weisskohl 5 Kartoffeln

2 Jakatu (bittere Aubergine) 1-2 Chilischoten nach Bedarf 1 TL Gemüsebouillon 4EL Erdnusspaste (-Butter geht auch) Salz und Pfeffer nach Bedarf Reis für 4 Personen

Zeichnungen von Robert Steiner

12

«ÜSES DIHEI» Für uns Erwachsene mag der Begriff der Heimat klar sein – so meinen wir. Wie aber sehen Kinder ihre Heimat? Wir haben drei Kinder unserer Mitarbeitenden dazu befragt und nachfolgende Beschreibungen und Zeichnung erhalten. Vielen Dank!

Ein Mangobaum mit einer Feuerstelle. Die Sonne scheint und die Frau holt in der Rundhütte gerade den Reis.

Gezeichnet von Céline V. (8 Jahre), lebt in Guinea.

«Mein Daheim ist bei meiner Familie, wo ich mich entspannen kann und wo Freunde in der Nähe sind. Gott ist auch wie ein Zuhause, denn er ist überall und empfängt mich überall. »

«Wenn ich an mein Zuhause denke, kommt mir zuerst unser Haus in den Sinn. Was mein Zuhause allerdings aus- macht, sind meine Familie und meine Freunde, welche mit mir leben, respek- tive mit denen ich Zeit verbringe. Zu- hause fühle ich mich wohl, ich bin ein- fach so, wie ich bin: mal fröhlich, mal genervt. Dieses Zuhause kann ich auch in die Ferien mitnehmen, denn wenn ich mit meiner Familie in irgendeiner Feri- enwohnung bin, verwandelt sie sich in ein kleines, temporäres Zuhause. Einen Heimatmoment, den ich überall spüren kann, ist, wenn ich mit Gott rede und so den Blick auch auf die Heimat im Himmel richte.»

Simon Esenwein (14 Jahre)

Leonie Esenwein (17 Jahre)

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ZURÜCKG

der lokalen Mitarbeitenden zu überge- ben. Organisieren, strukturieren und delegieren standen auf der Tagesord- nung. Ich unterstützte ihn so gut wie möglich und kümmerte mich um Fa- milienangelegenheiten und das Auflö- sen unseres Haushalts. Ein anderer Abschied In Kambodscha hatten wir manchen Wechsel miterlebt und uns immer wie- der von liebgewonnenenMenschen ver- abschieden müssen. Diesmal waren wir diejenigen, die unsere Freunde verlassen würden. Unseren Entschluss den loka- len und internationalen Freunden und Mitarbeitenden bekanntzugeben, war der Beginn eines schmerzhaften Pro- zesses des Reflektierens und Abschied- nehmens. Während dieser Zeit wurde uns neu bewusst, wie reich uns Gott ge- segnet hatte. Dass wir an Gottes Wir- ken in Kambodscha teilhaben durften, stimmte uns sehr dankbar. Aufgrund der Coronakrise wurde die Abschluss- zeit dann in die Länge gezogen. Wir konnten nochmals Freunde und Be- kannte treffen und unsere Lieblingsor- te zum letzten Mal besuchen. Die «Einpflanzphase» Ein Bild, das diese Übergangszeit gut veranschaulicht, ist eine Pflanze, die von einem Topf in den anderen umge- pflanzt wird. Die Wurzeln müssen sorg- fältig aus dem Boden gelöst werden. Beim Transport ist die Pflanze fragil, die Wurzeln sind exponiert. Die Pflanze braucht schnell wieder einen nährhaf- ten Boden undWasser, um sich neu ent-

falten zu können. Unsere «Umtopf- und Einpflanzphase» brauchte auch Zeit und Geduld. Das anfänglich «Frem- de» wurde langsam zu Bekanntem. Die Schule wurde zum neuen Alltag der Kinder, der «lange» Arbeitsweg von

«Die Übergangszeit ist ein Wech- selbad der Gefühle – ein Auge weint, das andere lacht.» Anne- Eva Keller 1 erzählt, wie die Lie- be und Treue von Jesus sie und ihre Familie in allem Schwierigen rund um den Abschied von Kam- bodscha begleitet haben. Und wie er ihnen Hoffnung und Mut ge- schenkt hat, mit allen Herausforde- rungen klar zu kommen. Als der Entscheid gefällt war, in die Schweiz zurückzukehren, setzten wir uns als Familie zusammen und began- nen, von der Zukunft zu träumen. Uns war klar, dass wir nicht in die Schweiz «zurückkehren», sondern in die Schweiz «weiterziehen» würden. Un- ser «Auftrag» war mit dieser Entschei- dung nicht beendet, Gott würde neue Aufgaben für uns bereithalten. Nebst der Vorfreude machte sich ein mulmiges Gefühl in uns breit. Angst und Sorgen vor dem Ungewissen bedrückten uns. Kambodscha war zu unserer Heimat geworden, hier fühlten wir uns zuhause und hier wohnten unsere Freunde. Dies alles sollten wir nun zurücklassen? Uns war wichtig, dass wir auch unsere bei- den Kinder so gut wie möglich auf die- sen Prozess vorbereiteten. Die Zeit dazwischen Knappe zehn Monate blieben uns, um den 14-jährigen Aufenthalt in Kambo- dscha abzuschliessen. David nutzte die Zeit, um das B4T (Business for trans- formation) «eggscellent» in die Hände

David normal. Die riesige Auswahl in den Läden überforderte uns nicht mehr so sehr. Der geregelte Verkehr war ge- radezu entspannend. Wir freuen uns auf die unterschiedli- chen Jahreszeiten, die unsere Kinder noch nie erlebt haben. Begegnungen mit freundlichenMenschen in unserer neu- en Umgebung ermutigen uns und geben uns Hoffnung, dass auch das «Fremde» einmal Heimat werden kann.

1 Anne-Eva Keller ist die Frau von David Kel- ler, dem Länderverantwortlichen Asien bei SAM global.

Anne-Eva Keller eggscellent Ehem. Kambodscha

Ein letztes Foto zum Abschied der Familie Keller. Nach 14 Jahren geht es (zurück) in die Schweiz.

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KGEKEHRT

David und Drusilla mit ihren vier Kindern zurück in der Schweiz.

nate in der Schweiz verbracht. Unsere Kinder starteten erfolgreich in der Schu- le Schafisheim und wir sind sehr dank- bar zu sehen, dass sie gut aufgenom- men wurden. Es gibt viel Neues für sie zu entdecken und zu lernen – aber bis jetzt überwiegt das Positive. Für Dru, meine Frau, und mich ist es eine emoti- onale und anstrengende Zeit. Wir sind sehr dankbar für die Ankommens-Zeit bis Ende September 2020, die SAM glo- bal uns gewährte, in der wir besonders für unsere Kinder da sein konnten. Der Einlebe-Prozess ist noch nicht ab- geschlossen, aber wir sind zuversicht- lich, dass die Schweiz in den nächsten Monaten (oder vielleicht Jahren) wie- der (oder erstmals) zu unserer Heimat werden wird.

tisiert und auch Unterlagen zusammen durchgearbeitet, die wir von SAM glo- bal erhalten haben. Gemeinsam freu- ten wir uns auf Käse, Wurst und Schog- gi und haben aufgezählt, was wir von Guinea vermissen werden. Im Spital CHRS, meinem ehemaligen Arbeitsort, haben wir unsere Abreise auch früh an- gekündigt. Als es kompliziert wurde Der Abschluss gestaltete sich dann cha- otischer als geplant – wegen der Co- rona-Pandemie wurde der Flughafen geschlossen und über Wochen war un- klar, wann und wie wir abreisen kön- nen. Wegen der Pandemie war es auch nicht möglich, das geplante, grosse Ab- schiedsfest durchzuführen. Das Packen, Räumen und Verabschieden war ent- sprechend schwierig, und wir als Eltern haben uns öfters Sorgen gemacht, ob diese Umstände nun einen guten Übergang für unse- re Kinder verunmöglichen wür- den. Es war ein Wunder, dass wir schliesslich, mit einemMonat Ver- spätung, einen Flug fanden und in die Schweiz reisen konnten. So blieb noch etwas Zeit, bevor für die Kinder die Schule begann. Die Heimat kennenlernen Mittlerweile haben wir die ersten Mo-

Als Familie waren wir zehn Jahre lang mit SAM global in Macenta (Guinea, Afrika) im Einsatz. Schon bei der Ausreise nach Guinea war klar, dass wir nicht «für immer» bleiben würden. Am 13. Juli 2020 sind wir definitiv in die Schweiz zurückgekehrt und leben seither wieder hier oder besser gesagt: Wir leben uns hier ein. Als wir im August 2018 zum letzten Mal wieder nach Guinea ausreisten, wussten wir schon, dass ich ab Oktober 2020 eine Stelle im Kantonsspital Aar- au haben würde. Aber «Zurück in die Heimat» – diese Aussage passt für uns als Familie nicht. Nach zehn Jahren im Ausland ist Guinea unsere Heimat ge- worden. Wir haben uns dort wohl ge- fühlt, haben die guineische Art kennen und auch in vielerlei Hinsicht schät- zen gelernt. Für unsere vier Kinder, der jüngste vier Jahre alt, ist Guinea so- wieso die einzige Heimat, die sie ken- nen. Entsprechend haben wir als Fami- lie mehr darüber gesprochen, dass wir in einen neuen Lebensabschnitt, in ein neues Land aufbrechen werden. Schon im Sommer 2018 konnten wir eine «Fa- mily Debriefing»-Woche besuchen, wel- che sich als gute Vorbereitung für uns erwiesen hat. Immer öfter haben wir den Wechsel mit den Kindern thema-

David Leuenberger Leiter ProESPOIR, Guinea von der Schweiz aus

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AUF DER FLUCHT Flucht

gezwungen werden können, nimmt ih- nen viel Freiheit. Alle Jungs in Eritrea müssen ab der 8. Klasse ins Militär, wo Schule und militärische Übungen auf dem Programm stehen.»Mirjam selber war acht Jahre alt, als sie ihre Heimat in Eritrea zusammen mit ihrer Mutter verlassen hat – vier Jahre lang waren sie auf der Flucht. Miriam sagt: « Ich verstand, warum meine Mutter fliehen wollte. Sie setzte sich dafür ein, dass ich in Sicherheit und mit einer Perspekti- ve für die Zukunft aufwachsen konn- te. Wir sind nicht aufgrund von Krieg geflohen, sondern wegen starker Ein- schränkungen der eigenen Freiheit un- ter einer Diktatur.» Flucht – so einfach? Ich erinnere mich, als wir in Guinea im Jahr 2000 wegen eines Rebellenan- griffs auf Macenta als ganzes Team von SAM global in den sicheren Norden des Landes fliehen mussten. Wir woll- ten nicht. Aber wir wurden aufgefor- dert, zu fliehen und uns in Sicherheit zu bringen. Wir warteten ab und be- teten. Doch dann wurde klar: «Wir müssen – vorläufig – weg von Macen- ta, unserem Zuhause.»

höre – aber die Erfahrung zeigt mir: Es braucht viel, damit man seine Heimat verlässt, diese bedeutet einem sehr viel. Einen grossen Vorteil habenMenschen, die um eine zusätzliche Heimat und um Verwandte wissen, die nicht aus der gleichen Volksgruppe stammen müssen: «Die Menschen, die Gott als Vater kennen, sind dort zu Hause, wo der himmlische Vater ist, und wo die ‹Ge- schwister› sind. Dort, wo Gottes Wil- le verstanden und getan wird.» (Gün- ther Beck, DMG) Dies motiviert mich, Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten, die Heimat in Gott näher zu bringen und mit ihnen familiär verbun- den zu sein.

Laut UNHCR waren Ende 2019 79,5 Millionen Menschen welt- weit auf der Flucht. Das ist 1% der Weltbevölkerung! Etwas weniger als die Hälfte der Flüchtlinge welt- weit sind Kinder unter 18 Jahren. 47,7 Millionen sind Binnenver- triebene. 4,3 Millionen Menschen sind Asylsuchende 1 . Die meisten Flüchtlinge in der Schweiz, die ich kenne, wollten ihre Heimat gar nicht verlassen. Eine Frau erzähl- te mir, wie sie nach ihrer Ankunft in der Schweiz während Wochen täglich weinte und aufgrund von Heimweh de- pressiv wurde. Zahlreiche Migranten mussten wegen akuter Gefahr rasch ihre Heimat verlassen, ohne Abschied nehmen zu können. Sie leiden nun sehr darunter. Die Frage nach dem «Warum» Warum nur verlassen so viele Men- schen ihre Heimat? Ich höre Leute über Fluchtursachen erzählen, von Krieg, von Verfolgung und Gefängnis aus po- litischen Gründen oder aufgrund des Glaubens. Auch mangelnde Perspekti- ven für die Zukunft gehören dazu. Mi- riam S. aus Zürich ist 20 Jahre alt, in der Ausbildung zur FaGe 2 und schreibt dort eine Arbeit, die sich mit dem Le- ben auf der Flucht auseinandersetzt. Sie beschreibt, warum aus ihrer Sicht Men- schen aus der Heimat fliehen: « Ich den- ke, Leute fliehen, weil sie Freiheit und Frieden wollen. Sie möchten selber ent- scheiden, was sie lernen, arbeiten und glauben wollen – und das ohne Ein- schränkungen. Der Militärdienst, wozu Väter und Brüder auf unbestimmte Zeit

1 https://www.unhcr.org/dach/ch-de/services/ statistiken besucht am 14.9.20 2 Fachfrau Gesundheit

Rahel Strahm Leiterin ProCONNECT Schweiz

Im Jahr 2000: Als Team von Macenta auf der Flucht nach Kankan.

Diese kleine Fluchtgeschichte ist zwar nicht zu vergleichen mit den Geschich- ten, welche ich von Migranten hier

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GIBT ES HEIMAT ÜBERHAUPT?

Zurück – angekommen? Mit der definitiven Rückkehr in die Schweiz mit 16 Jahren wurden die Risse im Heimatbegriff noch tiefer. Die Gefüh- le von Heimatlosigkeit und Fremdsein nisteten sich in einer sehr bewussten und verwirrenden Art in meiner Seele ein. Die häufig gestellte Frage: «Woher kommst du?», löste in mir sehr viel mehr aus, denn letztlich stellte sich damit die Frage nach Identität und Wurzeln gleichermassen. Es schien keine gute Antwort zu geben, um jemandem den Reichtum und die Vielschichtigkeit unserer Herkunft verständlich zu machen.

Als Third Culture Kid (TCK 1 ) bin ich mit dem Gefühl gross gewor- den, dass Heimat ein relativer Begriff ist und dass es «die Hei- mat» für mich nicht gibt, da diese einem stetigen Wechsel un- tersteht. Heimat ist ein Begriff, den jeder Mensch auf sei- ne eigene Art füllt – ein buntes Stoffmuster, ge- woben aus den verschie-

Wir sind da daheim, wo wir als Familie zusammen sind.

Ein Kinderfoto aus vergangenen Zeiten: Susanne im Jahr 1985.

denen Einflüssen unserer Kindheit, seien sie nun geografisch, kulturell, soziologisch oder geistlich. Die Besonderheit am Heimatgefühl eines TCKs ist darin gegründet, dass sich die- ses oft stärker über Personenzugehörigkeit definiert als über einen geografischen Ort. Darin liegt etwas Kostbares und Fra- giles zugleich: Familie und Freunde im Einsatzland werden zur «mobilen Heimat» – ein Ort der Geborgenheit und Zu- gehörigkeit trotz örtlicher Wechsel. Dies rüstet meiner Mei- nung nach TCKs mit der Gabe aus, sich an unterschiedlichen Orten dieser Welt relativ schnell einzugliedern und sich wohl und heimisch zu fühlen. Die grosse Frage Nachdem wir nach einem Jahr Heimataufenthalt ins India- nerdorf zurückgekehrt waren, fragte meine Schwester mei- ne Mutter: «Wo sind wir eigentlich daheim?» Stille folgte. Meine Mutter gab die Frage an uns weiter. Nach einer Wei- le stellte meine Schwester fest: «Wir sind da daheim, wo wir als Familie zusammen sind.» Als ich mit sieben Jahren in das weitentfernte Internat einge- schult wurde, bekam dieser fragile Heimatbegriff einige Ris- se. Ich begriff mit der Klarheit eines Kindes, dass Heimat mit Heimweh gekoppelt ist – der Sehnsucht nach Aufgehoben- sein, Schutz und tiefer Geborgenheit. Mit neun Jahren verlieh ich dieser Sehnsucht Ausdruck, indem ich mir den indiani- schen Namen «Coikwá» wünschte – dies bedeutet Him- mel. Die Namensgebung war ein wichtiges Ritual im India- nerdorf, in dem meine Eltern tätig waren. Damals ahnte ich noch nicht, wie sehr das Thema Heimat mein Leben, meine Entscheidungen und Beziehungen prägen würde.

Als erwachsene Person machte ich mich auf die Suche nach einer innerlich befriedigenden Antwort auf die Frage nach meiner Heimat. Die Reise führte mich zurück zu meinem indianischen Namen. Ich realisierte, dass Heimat nicht nur Herkunft und Erinnerung, sondern auch Zukunft, Hoffnung und Ziel bedeutet. Ich habe zwar keinen eindeutigen Ort ge- funden, den ich auf der Erde als Heimat definieren würde – dafür durfte ich auf ein viel grösseres Geheimnis stossen. In Psalm 91,9 heisst es: «Du aber darfst sagen: Bei Gott bin ich geborgen! Ja, bei Gott, dem Höchsten, habe ich Heimat ge- funden.» Diese göttliche Heimat verheisst eine weltumspan- nende Zugehörigkeit, die sich nicht an einen Ort bindet und aller Veränderung standhält. Diese Erkenntnis erleichtert und verankert mich in meinem TCK-Sein zutiefst.

1 Ein Kind, das nicht in der Heimat der Eltern grossgeworden ist.

Susanne Gisler Aufgewachsen in Brasilien, Tochter von Helene und Fredy Franz

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Leute zusammenleben. Nach und nach konnte ich über meine Situation spre- chen, meine Sorgen teilen, meine Ängs- te erklären und meine Träume äussern. DER LANGE WEG lange

Warum bist du traurig? Weil ich wegen meines Engagements für Menschenrechte leider nicht mehr in meine Heimat zurückkehren darf. Was fehlt dir hier? Mir fehlt der Geruch von unserem viel- fältigen Essen, die farbigen Kleider und vor allem diese innere Freiheit. Wie ist diese Situation für dich? Es war sehr schwierig, alleine zu sein. Wenn man sich so verloren fühlt, sucht man nach Freunden, braucht Aufmerk- samkeit und möchte gehört werden. Der Mangel ist sehr gross! Konntest du Hilfe finden, in einem Land, wo du niemanden kennst? In den Augen der Menschen sah ich nur Ablehnung. Ich habe mich dann verschlossen und ich suchte irgend- wie in meiner Ruhe eine Lösung. Die ständigen Fragen in meinem Kopf wa- ren: «Wo bin ich?», «Was soll ich ma- chen?», «Wie kann ich meine Familie behüten?», «Wie fahre ich jetzt wei- ter?». Was hat dir geholfen, ein Zuhause zu finden? Als ich verstanden habe, dass nur Gott mir wieder ein Zuhause geben kann, hat dies wieder Ordnung in mein Le- ben gebracht. Wenn die Kulturen, die Hautfarben oder die Sprachen so un- terschiedlich sind, findet man in ei- ner geistlichen Gemeinde eine Einheit. Ausserhalb habe ich die Leute unter- schiedlich und distanziert wahr- genommen; aber innerhalb ei- ner geistlichen Familie ist es anders: Dort herrscht zuerst die Liebe. Bist du «angekom- men»? Teilweise – am An- fang habe ich eher skeptisch eine Gemeinde besucht. Langsam habe ich geprüft, wie die

P.H.* ist vor drei Jahren aus Afri- ka in die Schweiz geflüchtet – sei- ne Frau und seine Kinder musste er zurücklassen. Im Interview er- zählt er, weshalb er geflüchtet ist, und wie «zuhause» er sich in der Schweiz wirklich fühlt. Warum hast du deine Heimat verlas- sen? Ich bin in die Schweiz gekommen, um bei der UNO die Ungerechtigkeit in meiner Heimat anzuprangern. Ich konnte erzählen und beweisen, wie Minderheiten jeden Tag leiden. Nach diesem Vortrag wurde mir von der Re- gierung meines Landes verboten, wie- der in meine Heimat zurückzufliegen. Ich war also in der Schweiz blockiert, weit weg von meiner Frau und mei- nen drei minderjährigen Kindern. Seit- dem bin ich im Labyrinth des Asylver- fahrens. Wenn du an deine Heimat denkst, was geht dir durch den Kopf? Ich komme ganz durchei- nander. Ich vermis- se meine Heimat und gleichzei-

P.H. mit seiner Schweizer Kleingruppe.

Was hat das alles in dir ausgelöst? Im Laufe der Zeit bin ich innerlich be- reit geworden, Gott alles hinzugeben und nur seinen Willen tun zu wollen. Ich weiss noch nicht, was er damit ma- chen wird. Aber eines ist sicher: Es wird sein Wille geschehen! Langsam spüre ich wieder diesen Frieden, kann mit den Leuten umgehen, so wie sie sind, und ihnen nur Segen und Frieden wünschen. Wie blickst du in die Zukunft? Ich fühle mich in der Schweiz noch nicht Zuhause. Aber mit der Verbes- serung meiner Beziehung zu Gott, mit geistlichen Schwestern und Brüdern kommt es immer mehr. Ich weiss, ich bin nicht mehr alleine, ich bin ein ge- liebtes Geschöpf Gottes. Ich weiss, er kümmert sich nicht nur um mich, son- dern auch ummeine Familie. Jetzt weiss ich: Gott hat mich hierhergebracht, da- mit ich wieder in seiner Heimat woh- ne und damit wir unsere Beziehung er- neuern.

tig habe ich Angst und bin traurig, wenn ich daran den- ke.

* Name der Redaktion bekannt

P.H. ist ein Aktivist für die Menschen- rechte in seinem Land. Er ist daran, sein erstes Buch in Deutsch «Das Laby- rinth» zum Thema Integration zu ver- öffentlichen.

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